Willkommen in meinem Blog! Hier geht es um Musikerinnen. Vor allem um Frauen, die ihre Musik selbst machen, das heißt selbst schreiben und selbst spielen. Ich stelle bekannte Künstlerinnen vor und weniger bekannte, Hauptsache tolle Musik. Vorschläge sind jederzeit willkommen!





Montag, 1. Oktober 2012

Musikgeschichte: Violeta Parra



Violeta Parra war eine chilenische Folklore-Musikerin, Komponistin und bildende Künstlerin. Sie wurde 1917 in San Carlos als Violeta del Carmen Parra Sandoval geboren. Sie starb 1967.
Sie lernte von ihrem Vater, einem Musiklehrer, das Gitarre spielen, von ihrer Mutter lernte sie die traditionellen chilenischen Volkslieder. Bereits mit 12 Jahren schrieb sie ihre ersten eigenen Lieder. Nach einer Pockenerkrankung während ihrer Kindheit, blieben tiefe Narben in Violetas Gesicht. Sie litt Zeit ihres Lebens unter diesen Entstellungen, wie sie später in ihrer Biographie zugab.
In Santiago machte sie eine Ausbildung zur Lehrerin. In dieser Zeit komponierte sie Boleros, Corridos (mexikanische Lieder) und Tonadas (chilenische Volkslieder) und trat in Bars, kleinen Tanzsälen der Stadtviertel, beim Zirkus und in Freizeiteinrichtungen auf.
1938 heiratete Violeta Parra den Eisenbahner Luis Cereceda. Sie bekam zwei Kinder und blieb auf Wunsch ihres Mannes mehrere Jahre Hausfrau und Mutter. Mitte der 40er Jahre begann sie wieder aufzutreten, was zu Trennung von Luis führte. Daraufhin kehrte sie mit den Kindern zur Mutter zurück und sang in den Bars und Kneipen der Stadt. 1949 heiratete sie einen Tischler und Operntenor; das Paar bekam zwei Töchter.
Sie entdeckte die fast vergessene Volksmusik und sammelte systematisch alte Lieder und Bräuche.1954 reiste sie nach Polen, besuchte die Sowjetunion und Europa und verbrachte zwei Jahre in Frankreich. Dort nahm sie ihre ersten Langspielplatten mit Folkloreliedern und Selbstkomponiertem auf. Sie nahm vielseitige Kontakte zu europäischen Künstlern und Intellektuellen auf, bevor sie nach Chile zurückkehrte, um ihre kreative Arbeit wieder aufzunehmen.
Der Tod ihrer jüngsten Tochter und ihre langen Reisen führten zur Trennung von ihrem zweiten Mann. Von den Tantiemen, die ein amerikanisches Orchester für eines ihrer Lieder bezahlte konnte sich Violeta Parra ein kleines Haus in Santiago bauen. An ihrem 43. Geburtstag traf sie ihre letzte große Liebe: den französischen Musiker Gilbert Favre. Es war eine sehr intensive, manchmal schwierige Beziehung mit mehreren Trennungen und Versöhnungen.
Neben ihrer Musik begann sie sich für die bildende Kunst zu interessieren. Sie gestaltete Plastiken aus Draht oder Pappe, arbeitete mit Keramik und bestickte Wandteppiche mit Stoffresten. Damit erzählte sie Geschichten aus dem Alltag oder den Legenden des chilenischen Volkes. 1964 stellte sie in der Schweiz als erste lateinamerikanische Künstlerin individuell Objekte aus Sackleinen und Ölgemälde aus.
1965 nahm sie mit an der Peña de Los Parras ihrer Kinder Isabel und Ángel in der Calle Carmen 340 in Santiago teil, wo sie kurz darauf La Carpa de La Reina (Spanisch für "Zelt im Bezirk La Reina") als Kunstzentrum einweihte.
Peña bedeutet Fels, aber auch Stammtisch und steht in ganz Chile für kulturell-politische Gemeindefeiern, bei denen Gesangswettbewerbe aller Generationen solo und als Chor, mit und ohne instrumentale Begleitung häufig im Mittelpunkt stehen.
1966 gab sie wieder Konzerte und nahm mit ihren Kindern weitere Schallplatten auf, doch ihre finanzielle Lage wurde zusehends bedrohlicher. Ihr Kultur-Zelt wollten nur wenige Menschen besuchen und im Februar 1967 wurde Violeta Parra mit der angespannten Situation nicht mehr fertig und beging Selbstmord.
Kurz vor ihrem Tod hatte sie das heute wohl berühmteste ihrer Lieder – Gracias a la vida – geschrieben. Das Stück gilt als Grundlage für die Nueva Canción, die Neue Gesangsbewegung Chiles, die die chilenische Folkloremusik erneuerte. Diese Bewegung breitete sich in den sechziger und siebziger Jahren in Chile aus. Da sie folkloristische Musikelemente mit religiösen Formen und Inhalten der Protestbewegung und Sozialkritik der sechziger Jahre vereinte, wurde sie der Kopf einer mächtigen kulturellen Strömung und erfasste das ganze Land. Sie wurde auch nach dem Putsch in Chile 1973 für viele Synonym für das unter der Militärdiktatur leidende und kämpfende Chile, das seine Rückkehr zur Demokratie erreichte.
Gracias a la vida wurde nicht nur in der lateinamerikanischen Welt dutzendfach neu interpretiert, auch internationale Künstler wie Joan Baez, Holly Near, Nana Mouskouri oder Richard Claydermann vertonten das Lied neu.
2011 verfilmte der chilenische Regisseur Andrés Wood mit dem Spielfilm Violeta se fue a los cielos das Leben Violeta Parras mit Francisca Gavilán in der Titelrolle.







                                                                        



                                                                              

3 Kommentare:

  1. Total interessanter Post! Wirklich, da hab ich wieder was gelernt!

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  2. Wow, ich bin immer wieder beeindruckt, welche Schätze du uns hier vorstellst, Zusel. Ich lese diese Geschichts-Sachen sehr gerne und erweitere mein Wissen auf angenehme Weise (klingt toll, oder?).
    Chilenische Folklore, interessante Frau diese Violeta!

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  3. Ich kenne 'Gracias a la vida' - ist ein total schönes Lied. Jetzt weiß ich endlich, wer dahinter steckt. Ist ja eine ziemlich beeindruckende Geschichte.

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