Violeta
Parra war eine chilenische Folklore-Musikerin, Komponistin und
bildende Künstlerin. Sie wurde 1917 in San Carlos als Violeta del
Carmen Parra Sandoval geboren. Sie starb 1967.
Sie
lernte von ihrem Vater, einem Musiklehrer, das Gitarre spielen, von
ihrer Mutter lernte sie die traditionellen chilenischen Volkslieder.
Bereits mit 12 Jahren schrieb sie ihre ersten eigenen Lieder. Nach
einer Pockenerkrankung während ihrer Kindheit, blieben tiefe Narben
in Violetas Gesicht. Sie litt Zeit ihres Lebens unter diesen
Entstellungen, wie sie später in ihrer Biographie zugab.
In
Santiago machte sie eine Ausbildung zur Lehrerin. In dieser Zeit
komponierte sie Boleros, Corridos (mexikanische Lieder) und Tonadas
(chilenische Volkslieder) und trat in Bars, kleinen Tanzsälen der
Stadtviertel, beim Zirkus und in Freizeiteinrichtungen auf.
1938
heiratete Violeta Parra den Eisenbahner Luis Cereceda. Sie bekam zwei
Kinder und blieb auf Wunsch ihres Mannes mehrere Jahre Hausfrau und
Mutter. Mitte der 40er Jahre begann sie wieder aufzutreten, was zu
Trennung von Luis führte. Daraufhin kehrte sie mit den Kindern zur
Mutter zurück und sang in den Bars und Kneipen der Stadt. 1949
heiratete sie einen Tischler und Operntenor; das Paar bekam zwei
Töchter.
Sie
entdeckte die fast vergessene Volksmusik und sammelte systematisch
alte Lieder und Bräuche.1954 reiste sie nach Polen, besuchte die
Sowjetunion und Europa und verbrachte zwei Jahre in Frankreich. Dort
nahm sie ihre ersten Langspielplatten mit Folkloreliedern und
Selbstkomponiertem auf. Sie nahm vielseitige Kontakte zu europäischen
Künstlern und Intellektuellen auf, bevor sie nach Chile
zurückkehrte, um ihre kreative Arbeit wieder aufzunehmen.
Der Tod
ihrer jüngsten Tochter und ihre langen Reisen führten zur Trennung
von ihrem zweiten Mann. Von den Tantiemen, die ein amerikanisches
Orchester für eines ihrer Lieder bezahlte konnte sich Violeta Parra
ein kleines Haus in Santiago bauen. An ihrem 43. Geburtstag traf sie
ihre letzte große Liebe: den französischen Musiker Gilbert Favre.
Es war eine sehr intensive, manchmal schwierige Beziehung mit
mehreren Trennungen und Versöhnungen.
Neben
ihrer Musik begann sie sich für die bildende Kunst zu interessieren.
Sie gestaltete Plastiken aus Draht oder Pappe, arbeitete mit Keramik
und bestickte Wandteppiche mit Stoffresten. Damit erzählte sie
Geschichten aus dem Alltag oder den Legenden des chilenischen Volkes.
1964 stellte sie in der Schweiz als erste lateinamerikanische
Künstlerin individuell Objekte aus Sackleinen und Ölgemälde aus.
1965
nahm sie mit an der Peña de
Los Parras ihrer Kinder
Isabel und Ángel in der Calle Carmen 340 in Santiago teil, wo sie
kurz darauf La Carpa de La
Reina (Spanisch für "Zelt
im Bezirk La Reina") als Kunstzentrum einweihte.
Peña
bedeutet Fels,
aber auch Stammtisch
und steht in ganz Chile für kulturell-politische Gemeindefeiern, bei
denen Gesangswettbewerbe aller Generationen solo und als Chor, mit
und ohne instrumentale Begleitung häufig im Mittelpunkt stehen.
1966 gab
sie wieder Konzerte und nahm mit ihren Kindern weitere Schallplatten
auf, doch ihre finanzielle Lage wurde zusehends bedrohlicher. Ihr
Kultur-Zelt wollten nur wenige Menschen besuchen und im Februar 1967
wurde Violeta Parra mit der angespannten Situation nicht mehr fertig
und beging Selbstmord.
Kurz vor
ihrem Tod hatte sie das heute wohl berühmteste ihrer Lieder –
Gracias a la vida – geschrieben. Das Stück gilt als Grundlage für
die Nueva Canción, die Neue Gesangsbewegung Chiles, die die
chilenische Folkloremusik erneuerte. Diese Bewegung breitete sich in
den sechziger und siebziger Jahren in Chile aus. Da sie
folkloristische Musikelemente mit religiösen Formen und Inhalten der
Protestbewegung und Sozialkritik der sechziger Jahre vereinte, wurde
sie der Kopf einer mächtigen kulturellen Strömung und erfasste das
ganze Land. Sie wurde auch nach dem Putsch in Chile 1973 für viele
Synonym für das unter der Militärdiktatur leidende und kämpfende
Chile, das seine Rückkehr zur Demokratie erreichte.
Gracias
a la vida wurde nicht nur in der lateinamerikanischen Welt
dutzendfach neu interpretiert, auch internationale Künstler wie Joan Baez, Holly Near, Nana Mouskouri oder Richard Claydermann vertonten
das Lied neu.
2011
verfilmte der chilenische Regisseur Andrés Wood mit dem Spielfilm
Violeta se fue a los cielos
das Leben Violeta Parras mit Francisca Gavilán in der Titelrolle.
Total interessanter Post! Wirklich, da hab ich wieder was gelernt!
AntwortenLöschenWow, ich bin immer wieder beeindruckt, welche Schätze du uns hier vorstellst, Zusel. Ich lese diese Geschichts-Sachen sehr gerne und erweitere mein Wissen auf angenehme Weise (klingt toll, oder?).
AntwortenLöschenChilenische Folklore, interessante Frau diese Violeta!
Ich kenne 'Gracias a la vida' - ist ein total schönes Lied. Jetzt weiß ich endlich, wer dahinter steckt. Ist ja eine ziemlich beeindruckende Geschichte.
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